Burnoutzyklus

Burn-out ist ein Zustand der Überforderung, verbunden mit dem Gefühl des Ausgebranntseins und der inneren Erschöpfung als Folge einer Überbeanspruchung. Leider wird Burn-out immer häufiger und hat unmittelbare Auswirkungen auf das gesamte Umfeld, die Berufswelt, die Privatwelt und den Freundeskreis und unsere Gesundheit. Symptome, wie das Gefühl der absoluten, körperlichen bzw. seelischen Erschöpfung und die selbst empfundene innere An­triebsschwäche sind dabei als erste Anzeichen anzusehen.

Der Beginn einer Burnout-Krise ist relativ unauffällig. Viele Burnout-Betroffene gelten als aktiv, dynamisch, ideenreich, engagiert bzw. überengagiert; sie zeigen vermehrten Einsatz, freiwillige Mehrarbeit und haben selbst den (subjektiven) Eindruck der eigenen Unentbehrlichkeit bzw das Gefühl, eigentlich nie mehr richtig Zeit zu haben. Es beginnt eine Verleugnung eigener Bedürfnisse. Damit geht oftmals eine zunehmende Beschränkung zwischenmenschlicher Kontakte einher. Oft werden, Misserfolge und Enttäuschungen einfach nicht wahrgenommen und keine Konsequenzen daraus gezogen. Im körperlichen Bereich kommen zunächst leichtere, dann häufiger auch schwerere und bisher ungewohnte Infekte und häufig kommen Kopf- und Rückenschmerzen hinzu. Mit der Zeit wird das übertriebene Engagement von einer sich langsam ausbreitenden Erschöpfungsphase abgelöst. Es setzen verminderte Belastbarkeit, wachsende Stimmungslabilität und insbesondere eine verminderte Erholungsunfähigkeit ein. Zunächst werden Burnout-Betroffenen müde, im Sinne einer durchdringenden Mattigkeit. Schließlich drohen rasche Erschöpfbarkeit und regelrechte Kraftlosigkeit. Das Gefühl innerer Leere tritt vermehrt bei Routine-Aktivitäten auf. Der Burnout-Betroffene erlebt vieles als sinnlos und resigniert, nach außen wird ein Zynismus zunehmend beobachtbar.

Der Burn-Out im fortgeschrittenen Stadium ist folgendermaßen charakterisiert: Im Allgemeinen wird die  Arbeit als schwieriger empfunden und die Arbeitsqualität lässt nach. In dieser Zeit treten häufig Fehler auf, der Burnout-Betroffene wirkt nach Außen lust- und interessenslos. Der Zynismus wird zunehmend negativ gefärbt. Im Bereich der Emotionen tritt eine Art Gleichgültigkeit ein. Situationen, Begebenheiten und Dinge, die den Betroffenen bisher ärgerten, kränkten oder freuten, bewegen ihn nicht mehr. In dieser Phase bringen ein Urlaub oder eine Kur nur kurzzeitig Erholung.

Der Endzustand ist durch Resignation, Entmutigung, verringerte Frustrationstoleranz, leichte Kränkbarkeit, Niedergeschlagenheit, eventuell auch Minderwertigkeits- und Versagensgefühle gekennzeichnet. Die Sichtweise der Betroffenen wird schwermutig, pessimistisch, mitunter auch von Negativismus oder Fatalismus geprägt. Man erkennt in dieser Phase Burnout-Betroffene angesichts ihres früheren Auftretens kaum wieder. Es gibt kaum mehr Zeiten, in denen die Betroffenen sich nicht frustriert, schwach, einsam und hilflos fühlen, diesen Emotionen aber gleichermaßen kalt gegenüberstehen. Ihre emotionalen Empfindungen sind sozusagen „abgestumpft“. Die berufliche Leistungsfähigkeit hat massiv abgenommen, weswegen verantwortungsvolle Tätigkeiten nicht mehr bzw kaum mehr möglich sind.

 

Abbildung: Burn-Out Zyklus (nach Freudenberger, 1980)

Stadium 1: Der Zwang sich zu beweisen

Der Wunsch oder Ehrgeiz, sich zu beweisen, verwandelt sich in Zwang und Verbis­senheit. Sie haben einen Beruf, den Sie sehr gerne ausüben und für den Sie sich enorm zu engagieren bereit sind.

 

Stadium 2: Verstärkter Einsatz

Um den selbst gesetzten hohen Anforderungen zu genügen, wird der Einsatz ge­steigert. Auch die Freizeit wird genutzt, um Fachliteratur zu lesen, weiterbildende Seminare zu besuchen, denn es gilt, erfolgreich zu sein. Der Chef honoriert diese Leistungen und überträgt dir mehr Verantwortung.

 

Stadium 3: Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse

Angesichts dieser Einsatzsteigerung kommt die Befriedigung der eigenen Bedürf­nisse immer mehr zu kurz. Der enorme Einsatz hat klar zur Folge, dass Familie, Freunde vernachlässigt werden müssen. Die Umwelt versteht es und akzeptiert die­ses Verhalten, weil sie begreift, dass es für das Weiterkommen im Beruf nötig ist.

 

Stadium 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen

Der Betroffene wird sich der Konflikte bewusst, er beginnt sie jedoch zu verdrän­gen. Mit der Zeit ist nicht mehr genug Energie da, Konflikten wird aus dem Weg gegangen. Langsam verändert sich das soziale Umfeld. Vernachlässigte Freunde melden sich nicht mehr. Aber das berufliche Umfeld ist immer noch viel wichtiger.

 

Stadium 5: Umdeutung von Werten

Die nichtberuflichen Bedürfnisse verlieren weiter an Bedeutung, für sie kann keine Zeit mehr aufgebracht werden. Das eigene Wertsystem verändert sich allmählich. Leistung ist das höchste Ziel. Daher ist es normal, dass auch in der Freizeit Leistung erbracht wird. Die Wochenenden sind normale Arbeitstage. Der Betroffene weiß, dass dieser Lebensstil nicht ewig dauern kann, aber es gelingt ihm zunehmend, seine Überarbeitung zu verleugnen.

 

Stadium 6: Verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme

Dieser Verzicht wird häufig gar nicht mehr wahrgenommen, die Überarbeitung und Überlastung zunehmend verleugnet. Intoleranz und abnehmende Flexibilität prägen zunehmend das Denken und Verhalten. Der Körper beginnt sich zu melden. Da ist einmal die ständige Müdigkeit, die dauernd überwunden werden muss. Es können sich auch Kopfschmerzen einstellen. Aber die Leistung darf auf keinen Fall einge­schränkt werden, daher gibt es nur eines, die verschiedenen Symptome ignorieren oder halt mit Tabletten zu betäuben.

 

Stadium 7: Rückzug

Orientierungslosigkeit stellt sich ein, kann aber verdeckt sein durch eine zynische, nach außen scheinbar unveränderte Haltung. Der Betroffene spürt, dass er nicht mehr die Spannkraft hat, um so intensiv zu arbeiten, wie er es eigentlich möchte. Dieser Leistungsabfall kann schlecht verkraftet werden, es gibt ein Abrutschen in die Krise. Ein Nervenzusammenbruch ist die Folge und vermehrter Rückzug.

 

Stadium 8: Beobachtbare Verhaltensänderungen

Verhaltensänderungen werden unübersehbar, wie etwa die Abwehrhaltung gegen­über Kritik, der zunehmende emotionale Rückzug vom Arbeitsgeschehen, das Feh­len von Flexibilität. Die Zusammenarbeit wird sehr schwierig, weil der Betroffene jede Äußerung als Kritik auffasst, Kritik überhaupt nicht mehr erträgt. Man weiß nicht mehr so recht, woran man ist mit ihm.

 

Stadium 9: Depersonalisation/Verlust des Gefühls für die eigene Persön­lichkeit

Die Folge kann ein Wahrnehmungsverlust der eigenen Peson sein, frühere Bedürf­nisse werden nicht mehr erkannt. In dieser Phase ist der Betroffene eigentlich gar nicht mehr arbeitsfähig. Das depressive Verhalten deutet darauf hin, dass er schon ein schweres Burn-out-Syndrom hat. Er braucht dringend Hilfe.

 

Stadium 10: Innere Leere

Man fühlt sich nutzlos, Angstgefühle oder Suchtverhalten treten auf. Der Betroffene wirkt teilnahmslos, leer und steht sehr in Gefahr, sich durch Suchtmittel irgendwie durchs Leben zu mogeln.

 

Stadium 11: Depression

Zunehmende Sinnlosigkeit und Desinteresse prägen die letzten Stadien, Initiative und Motivation sind auf dem Nullpunkt angelangt. Jetzt sind die Anzeichen einer Depression auch für Außenstehende unübersehbar. Ebenso die negative Einstellung zum Leben und die Hoffnungslosigkeit. Eigentlich möchte der Betroffene am liebs­ten in einen Dauerschlaf fallen können, um der existentiellen Verzweiflung und den Selbstmordgedanken zu entfliehen.

 

Stadium 12: Völlige Burn-out-Erschöpfung

Den absoluten Endpunkt bildet die totale Erschöpfung, die lebensbedrohend sein kann. Zum Glück erreichen nur wenige diese Phase. Es ist das Stadium der lebens­gefährlichen geistigen, körperlichen und emotionalen Erschöpfung. Es besteht hohe Suizidgefahr.

Literatur:

Ausgebrannt – Die Krise der Erfolgreichen-Gefahren erkennen und vermeiden, Freudenberger, Herbert-J. & Richelson, Geraldine (1980). München: Kindler Verlag GmbH

 

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