Die Betriebe brennen aus – Von Burnout und anderen psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz

Auch wenn es lange Zeit als eine Art „Modeerscheinung“ belächelt wurde, lässt sich die rasante Verbreitung des Burnout-Syndroms mittlerweile nicht mehr leugnen.
Burnout sowie weitere psychische Erkrankungen sind der Grund für jede dritte Invaliditätspension. Zudem haben sie  im Vorjahr zu zweieinhalb Millionen Fehltagen bei den aktiv Berufstätigen geführt – vor 20 Jahren belief sich die Zahl beinahe auf ein Drittel davon. Dasselbe gilt für die Dauer der Krankenstände, die heute oft bis zu 37 Tage umfassen.
Doch wie konnte es zu einer derart negativen Entwicklung kommen? Experten gehen von vielfältigen Ursachen aus, wie zum Beispiel die ständige Erreichbarkeit, der verschärfte Leistungsdruck, die erhöhte Verantwortung und die permanente Angst um den Job. Vor allem letzteres macht deutlich, dass die Wirtschaftskrise auch einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbreitung psychischer Erkrankungen geleistet hat.
Generell hat sich in der Arbeitswelt in den vergangenen Jahren ein Wandel vollzogen. Durch die Mechanisierung fand eine Umlegung von körperlichen auf psychische Belastungen statt – auch dies kann als weiterer Auslöser für den starken Anstieg gesehen werden. Daher sind Arbeitspsychologen  von der Universität Graz überzeugt, dass mit einer Verminderung der psychischen Erkrankungen im Arbeitszusammenhang nicht gerechnet werden kann.
Die Äußerungen der Überbelastungen sind vielfältig und unterschiedlich stark in der Ausprägung. Die Störungen reichen von einfachen Motivationsproblemen bis hin zu einem schweren Burnout-Syndrom, einer Depression oder Alkoholsucht. Viele scheinbar körperliche Beschwerden, wie etwa Rückenschmerzen oder Herzrhythmusstörungen, sind eigentlich auch psychosomatisch bedingt. Sie sind allerdings um einiges schwerer zu erkennen, was eine hohe Dunkelziffer vermuten lässt.
Vor allem Frauen leiden an seelischen Erkrankungen. Sie machten im Vorjahr immerhin Zweidrittel der 65.000 Arbeitnehmer aus, die wegen psychischer Probleme eine Krankschreibung benötigten. Doch auch im Rahmen der Pensionierung spielen seelische Leiden bei Frauen eine große Rolle. 40%  geben sie als Grund für eine Frühpensionierung an, damit stehen psychischen Erkrankungen bei Frauen an erster Stelle.  Warum vor allem Frauen von psychischen Krankheiten betroffen sind, sieht die Arbeitspsychologie vor allem in vier Hauptpunkten begründet:

•    Frauen sprechen offener über psychische Erkrankungen und leugnen diese   seltener als Männer.
•    Zudem werden ihnen psychische Erkrankungen von Ärzten viel schneller diagnostiziert.
•    Weiters arbeiten deutlich mehr Frauen in psychisch außergewöhnlich belastenden Dienstleistungsbereichen, wie etwa der Pflege.
•    Die Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt für Frauen bis etwa zum 45. Lebensjahr ist ein zusätzlicher wichtiger Verstärker.

Was auch immer die individuellen Ursachen für eine psychische Erkrankungen sind, die Experten sind sich einig, dass die Betriebe dringend intervenieren müssen, um dem Problem Abhilfe zu schaffen. Eine Lösung ist unter anderem in einer verbesserten Pausenkultur zu suchen , bei der sich Arbeitnehmer ausreichend Ruhe gönnen dürfen, ohne als faul zu gelten. Weiters solle an der Arbeitsverteilung gefeilt werden, um unnötiges Konfliktpotential im Keim zu ersticken und Mobbing vorzubeugen.

Gesundheitsfördernde Maßnahmen werden aber neben den Unternehmen selbst auch von der Politik gefordert und ebenfalls die Notwendigkeit der betrieblichen Gesundheitsvorsorge, gezielte psychologische Beratungen sollen zudem in Hinblick auf Krankenstände und Frühpensionierungen präventiv wirken.
Im Rahmen einer Studie der Buisnessdoctors wurden zehn unterschiedliche Berufsgruppen bezüglich Burnout-Faktoren und Burnout-Risiken und ein branchenspezifischer Maßnahmenkatalog  zur Bekämpfung der Ursachen entwickelt.
Der Fokus liegt dabei dabei auf den wirtschaftlichen Faktoren der Burnout-Prävention.  Präsentismus, sprich, zur Arbeit gehen trotz Krankheit, kostet etwa 120 Milliarden Euro. Ziel der Präventionsmaßnahmen ist einerseits die Poduktivitätssteigerung bei gleichzeitig erhöhter Mitarbeiterzufriedenheit. Laut Studie ist allein durch Zufriedenheit der Mitarbeiter eine Produktivitätssteigerung von 30% zu erreichen.

One Comment

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

UA-16335414